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VON DER IDEE ZUM PLOT

Vielen wird es auch schon so gegangen sein: Ich habe eine Idee zu einer Geschichte, bin ganz begeistert, lege los. Und nach einigen Seiten oder Kapiteln weiß ich nicht so wirklich, wie es weitergehen, wohin das ganze führen soll. Ein Plot kann hier für Abhilfe sorgen.

Als Plot bezeichnet man eine stichpunktartige, sich an den zeitlichen Ablauf haltende Aufzählung der Ereignisse in einem Buch. Dies kann eventuell auch nur skizzenhaft und in einem Satz erfolgen.

Etwa:

Ein schwerreicher und griesgrämiger Geschäftsmann wird zu Weihnachten von drei Geistern besucht, die ihm aufzeigen, was in seinem Leben falsch lief, läuft und laufen wird, und die ihn zu einem besseren Menschen machen.

Oder als detaillierter Auflistung der Ereignisse:

– reicher Geschäftsmann geht schlecht mit seinen Mitarbeitern und der Familie um

 – zu Weihnachten erscheinen ihm nacheinander drei Geister

 – dies sind die Geister der vergangenen, der gegenwärtigen und der zukünftigen Weihnacht

 – sie nehmen ihn mit und zeigen ihm, was war, was ist und was sein wird, wenn er so ist und bleibt, wie er war

 – dadurch wird er geläutert, ändert sich und bereitet seinen Angestellten und der Familie ein schönes Weihnachtsfest

 

Ein Plot kann aber auch sehr detailreich, ausgefeilt und ausführlich sein. Ähnlich einer Buchbesprechung oder einer Buchvorstellung in der Schule. Viele erfolgreiche Autoren erzählen in Interviews, dass sie vor dem eigentlichen Buch schon eine Kurzgeschichte mit den Eckpunkten der Handlung schreiben. Wenn es dann „nur“ 20-30 Seiten sind, wird von kurz gesprochen. In persönlichen Gesprächen klingt das aber doch nicht so umfangreich. Aber jeder kann ja ausprobieren, wie er am besten zurechtkommt und seinen eigenen Weg finden. Denn die gleichen Autoren sprechen auch davon, dass sich ihre Figuren in den Büchern allerspätestens ab der Hälfte des Buchs selbstständig entwickeln, ohne dass sie Einfluss darauf hätten.

Der Schluss zuerst?!

Wenn dem also so ist, reicht es aus meiner Sicht eine Grundidee, die wichtigsten Protagonisten, eventuell einige wichtige Ereignisse / Wendepunkte und vor allem einen Schluss zu skizzieren. Denn auch dies äußern viele Schriftsteller und haben sicher auch einige von euch schon erlebt: Ohne einen von Anfang an erdachten Schluss schreibt man sich unweigerlich irgendwo fest oder verzettelt sich. Ob dann das Ende der Geschichte tatsächlich so kommt, ist eine andere Sache und letztlich auch egal. Beim Schreiben bietet es aber immer ein Ziel, auf das man zuhalten kann.

Also:

der Geschäftsmann ist geläutert, geht gut mit Familie und Mitarbeitern um, fühlt sich selbst auch deutlich besser und alle haben ein schönes Weihnachtsfest.

Die Protagonisten

Egal ob es sich um erdachte oder tatsächliche Personen handelt, jede einzelne hat ihre Eigenheiten. Sowohl was den Charakter, die Physionomie oder die Herkunft als auch zum Beispiel was Wünsche und Gewohnheiten angeht. Diese sollten sich im Normalfall auch nicht groß ändern. Es kommt nicht gut an, wenn die große Blondine von Seite 3 am Schluss schwarzhaarig und untersetzt ist. 

Welche der im Text auftauchenden Personen (oder zum Beispiel auch Tiere oder Roboter) sich in dieser Übersicht wiederfinden, ergibt sich meist von selbst. Es ist aber bestimmt nicht falsch, wenn man vielleicht eher mehr als zu wenig Protagonisten einträgt. Das Gleiche gilt auch für die Eigenschaften. Im Moment des ersten Auftauchens hat der Schreiber oft ein Bild der Person im Kopf, oft mit mehr Informationen als in diesem Moment und jener Szene von Nöten. Erscheint sie im Verlauf der Story erneut, kann man sich dieses Bild anhand der Notizen schnell, gut und umfangreich wieder in Erinnerung rufen.

„Am Anfang war das Wort“

So beginnt das bekannteste und meist gedruckte Buch der Menschheitsgeschichte, der Bibel. Ein Einstieg, wie er wohl kaum besser gewählt hätte werden können. Durch den uns die Bedeutung der ersten Szene auch vor Augen geführt wird.

Das Ziel muss sein, den Leser mit den ersten Sätzen einzufangen, ihn mit den ersten Absätzen neugierig zu machen und auf den ersten Seiten dringende Fragen aufzuwerfen. Werden mindestens zwei der drei Punkte erfüllt, besteht berechtigte Hoffnung, dass jemand, der den Text in die Hand bekommt, auch dabei bleibt / kauft.

Spricht man mit geübten Autoren über die Entstehung des Anfangs, zeigt sich allerdings, dass dieser nicht immer tatsächlich zu Beginn der Arbeit entstanden ist. Vielmehr ist es oft einer von vielen späteren Versuchen. Oder aber er ist gar erst nach Fertigstellung des gesamten Werkes geschrieben worden.

Wie der Anfang der oben mehrfach als Beispiel dienenden Geschichte mit den Weihnachtsgeistern entstand, ist nicht überliefert. Allerdings erfüllt er für mich alle drei Ziele schon mit dem ersten Satz:

– “Marley was dead: to begin with. There is no doubt whatever about that.“  „Marley ist tot: Das muss ich vorausschicken. Darüber gab es gar keinen Zweifel.“

 

Die Geschichte mit Leben erfüllen

Wir haben nun also Anfang, Schluss und unsere wichtigsten Protagonisten. Für einen detaillierteren Plot können nun die Reibungspunkte skizziert werden:

– welcher Geist führt dem Geschäftsmann was vor Augen?

– wie reagiert der Geschäftsmann? Welche „Konflikte“ ergeben sich?

– wie könnte die Szene aussehen, in der dies passiert?

Konflikte

Bei der Idee zu der Entwicklung der Personen innerhalb einer Geschichte und der Handlung wird es immer wieder zu Konflikten kommen, welche dem Leser plausibel erklärt werden müssen. Damit der Geschäftsmann vom Widerling zum netten alten Mann mutiert, bedarf es mehr als nur der Geister. Was passiert mit ihm? Welche Gedanken treiben ihn um? Die kleinen Konflikte sind es, die zu einem großen Teil das Buch mit Leben füllen.

Roter Faden
Free-Photos_Pixabay

Der rote Faden

Sind diese Punkte grob beantwortet, haben wir eine Schnur, an der wir uns bei der Entstehung der Geschichte gut entlang hangeln können. Und wie eine echte Schnur, sollte auch diese flexibel sein und sich der Entwicklung anpassen. Ein Plot ist nichts Statisches, nichts Fixiertes, sondern ein lebendiger Prozess, der sich jederzeit verändern darf oder sogar muss.

 

 

Weggabelungen

Weggabelung
Manfred Antranias Zimmer_Pixabay

Wie im richtigen Leben gibt es auch beim Erdenken von Geschichten Weggabelungen, an denen wir uns entscheiden müssen, wie es weitergehen soll. Wie im richtigen Leben auch, ist das nicht immer einfach. Aber anders als im Leben, können wir schauen, was bei welcher eingeschlagenen Richtung passiert, ohne unumkehrbar Tatsachen geschaffen zu haben. Der einzige Einsatz der verloren gehen kann ist Zeit.

 

 

Jetzt haben wir einen groben Überblick darüber, worum es geht, was passieren soll, was wir erzählen wollen.

 

Der Rest ist Fantasie und Fleiß!

Wenn Du dich eingehender mit dem Thema beschäftigen willst, lege ich Dir dieses Buch ans Herz: 

Buch: Von der Idee zum Plot

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