Angst vor KI
Lesedauer 18 Minuten

Mal ein ganz anderes Thema:

Angst vor künstlicher Intelligenz

Gastbeitrag von Frederick A. Fallon-Bird

In Deutschland macht sich eine Angst breit, die vor allem eine Angst vor Verlust zu sein scheint: Die Angst vor KI/AI.

Im Gegensatz zu der oft zitierten German-Angst ist diese allerdings in allen Industrienationen recht verbreitet. Überall auf der Welt befürchten Menschen, dass ihre Jobs in Gefahr sind oder Schlimmeres. Der Verlust bestimmter Arbeitsplätze oder auch Nischen in der Selbständigkeit ist tatsächlich nicht so abwegig. So wird es zum Beispiel den Beruf einer Rechtsanwaltsgehilfin in Zukunft nicht mehr so häufig geben. Aber das gab es früher auch schon – oder kennt noch jemand einen Schriftsetzer?

Und beim Thema SelfPublishing auf KDP wird zum Beispiel die Luft für wirklich gute Zeichner, die ein gutes Auskommen mit Ausmalbüchern gefunden haben, deutlich dünner. Mit etwas Geschick kann heute jeder mit Hilfe von KI sehr gute Ausmalbücher produzieren und veröffentlichen.

Sicher kann man hinsichtlich KI über die Möglichkeit von Verlusten sprechen. Oder man entschließt sich, in der Entwicklung Chancen zu sehen. Sich auf Verluste zu konzentrieren, ist wie immer, wenn man etwas negativ sieht, deprimierend, schwarzseherisch und letztlich eine Sackgasse.

Künstliche Intelligenz im Self-Publishing

Konzentrieren wir uns auf das, was KI für uns im SelfPublishing bedeuten kann. Auch wenn reißerische Schlagzeilen und Videos sich besser verkaufen und deshalb Unheilspropheten in den Medien gerne Worst-Case-Szenarien heraufbeschwören – ich kann mir das langsam nicht mehr anhören. KI lässt sich nicht mehr wegdiskutieren und die einzige Option für uns alle ist, sich auf die sich ergebenden Chancen zu konzentrieren.

Eine großartige Idee von heute kann sich morgen schon erledigt haben oder die Umsetzung gesättigt sein. Das war schon immer so. Du musst dir die Entwicklungen in den unterschiedlichsten Wirtschaftszweigen ansehen, vor allem aber bei der Buchveröffentlichung. Vor nicht wirklich vielen Jahren konnte man als SelfPublisher mit einfachen Notizbüchern ein sehr gutes Einkommen erzielen. Als ich es vor etwa 4 Jahren erstmals probiert habe, war dieser Zug bereits abgefahren. 

Natürlich gab es auch vor der KI Menschen, die sich auf den Verlust konzentrierten. Als ich etwa 1998, der Digitaldruck stand ganz am Anfang, auf einer Tagung von Typografen davon sprach, welche Möglichkeiten sich zeitnah ergeben werden, wurde ich belächelt. Ich war Fachmann für spezielle Papiere und hatte mich gerade mit der Entwicklung und Zukunft des noch in den Kinderschuhen steckenden Digitaldrucks beschäftigt. Als ich in der Diskussionsrunde in den Raum stellte, dass die meisten der Anwesenden sich Gedanken machen sollten, was sie in Zukunft an Leistungen anbieten und verkaufen möchten, da auch ihr Bereich von Computern / Programmen gefressen würde und einen Großteil ihrer Dienstleistungen künftig jeder selbst am Rechner erledigen würde, wurde ich teilweise beschimpft. Der Veranstalter hat dann auch davon abgesehen, mich erneut einzuladen.

Drei Jahre später, ich hatte mit einem Partner mein erstes Startup – auch wenn man es damals noch nicht so nannte – gegründet, bin ich einigen Teilnehmern als Kunden wieder begegnet. Es waren die, die sich, ob aufgrund meiner Worte oder nicht, weiterentwickelt hatten und noch auf dem Markt waren. Was will ich damit sagen? Man sollte Veränderungen akzeptieren, am Puls der Zeit und des Marktes und wirklich auf Zack bleiben.

Aufgeben ist keine Option

Wer also heute denkt: „KI macht es Anderen ungerechtfertigt einfach, mir auf Amazon den Markt streitig zu machen.“ Oder: „Warum lässt Amazon es zu, dass mit KI produzierte Bücher über KDP verkauft werden?“ Kommt vielleicht zu dem Schluss: „Ich gebe auf!“

Ich nicht, und du solltest das auch nicht! Ich kann mich bei Veränderungen einfach nicht von Verlustangst steuern lassen. Das war schon immer so. Wenn bei meinen früheren Arbeitgebern Veränderungen umgesetzt werden sollten, fand ich es in erster Linie spannend. Ich konnte nie verstehen, dass die allermeisten Kollegen vor allem Probleme darin sahen. Wenn etwas nicht mehr funktioniert, passt man sich an und macht weiter. Wenn eine Quelle der Gelegenheiten versiegt, mag das zwar schade sein, aber dann sucht und erschließt man eine neue. Solange man lebt und aktiv ist, ist man immer noch im Spiel! Wenn etwas nicht mehr für einen funktioniert, probiert man einen anderen Ansatz. So hart es klingen mag: Alles andere sind letztlich Ausreden.

Ein Künstler wird nur selten sagen: „Nun, ich habe versagt, ich höre für immer mit meiner Kunst auf“ – selbst wenn etwas nicht klappt, wird er weiter Künstler bleiben und weiterhin Kunst schaffen. Wenn du in deinem (Neben-)Geschäft zweifelst, weil du Misserfolge verbuchen musst, oder sich eben die Marktbedingungen ändern, wie aktuell durch künstliche Intelligenz, solltest du über dein Geschäft wie über seine Kunst nachdenken. Es geht im Leben um ständige Evolution. Und für jeden Einzelnen, der Erfolg haben möchte, um regelmäßige Neuerfindung – oder zumindest Selbstprüfung.

Rückschläge sind hart, stressig und können verdammt wehtun. Ich will das nicht Klein reden. Wirtschaftlicher und finanzieller Stress können erschreckend sein, besonders wenn man nicht alleine ist und eine Familie ernähren muss. Aber Rückschläge müssen einen nie vollständig stoppen oder überwältigen. In der heutigen Zeit, wenn man Zugang zum Internet hat, hat man IMMER die Möglichkeit, weiter zulernen, seine Fähigkeiten zu erweitern und neue Chancen zu finden. Wir leben in einer Zeit, in der es nahezu jedem Menschen möglich ist, immer wieder erfolgreich neu zu starten, wenn es sein muss – selbst wenn die Dinge düster erscheinen.

Also lasst uns lieber über Chancen sprechen als über die Angst vor künstlicher Intelligenz.

Chancen durch künstliche Intelligenz

In der letzten Zeit habe ich viele Diskussionen über künstliche Intelligenz verfolgt. Einige von diesen von Angst geprägt, die meisten von Unverständnis. Ja, ich gebe gerne zu, dass KI auch für mich eine kaum erreichbare, recht unverständliche Wissenschaft ist. Sollte ich deshalb Angst vor künstlicher Intelligenz haben, nur weil ich außer dem grundsätzlichen Ansatz kaum etwas davon verstehe? Ich meine, nein!

Künstliche Intelligenz bietet aktuell auch für technisch nicht so bewanderte User wie mich eine Vielzahl von Möglichkeiten. Und einige davon nutzen wir alle schon ganz selbstverständlich:

  1. Sprachassistenten: Viele von uns nutzen, ohne darüber nachzudenken, KI-gesteuerte Sprachassistenten wie Alexa, Google Assistant und Siri. Oft lassen wir sie Aufgaben erledigen, wie z. B. das Abrufen von Informationen, das Steuern von Smart-Home-Geräten und das Erstellen von Terminen.
  2. Chatbots: Viele Websites und Apps bieten Chatbots an, die Kundenanfragen beantworten, Support bieten und Produkte empfehlen können. Hast du es nicht auch schon einmal nützlich gefunden, meist rechts unten eine Frage zu stellen und sie sofort beantwortet zu bekommen?
  3. Personalisierte Empfehlungen: Plattformen wie Netflix, Spotify und Amazon nutzen KI, um personalisierte Empfehlungen für Filme, Musik und Produkte zu geben, basierend auf deinen bisherigen Präferenzen.
  4. Bildbearbeitung: Anwendungen wie Adobe Photoshop, aber auch das bei uns KDPlern sehr beliebte Canva nutzen KI, um Bildbearbeitungen zu vereinfachen, automatische Verbesserungen vorzunehmen und kreative Effekte anzuwenden.
  5. Sprach- und Textübersetzung: Dienste wie Google Translate oder DeepL verwenden KI, um präzise Übersetzungen in Echtzeit zu liefern. Auch wer von uns des Englischen einigermaßen mächtig ist, wird sicher schon auf „Übersetzen“ geklickt haben oder längere Texte durch Deepl einfacher lesbar gemacht haben.
  6. E-Mail-Management: In E-Mail-Diensten wie Gmail oder Web.de nutzen wir KI ganz selbstverständlich, um Spam zu filtern, wichtige E-Mails hervorzuheben oder sogar um automatische Antworten vorzuschlagen.

Und das ist erst der Anfang. Die zukünftigen Aussichten sind teilweise schon recht greifbar:

  1. Erweiterte Assistenzsysteme: Sprachassistenten und Chatbots werden zunehmend kontextbewusster und können komplexere Aufgaben erledigen, wie z. B. das Durchführen von Buchungen oder das Ausfüllen von Formularen.
  2. Virtuelle Realität (VR) und Augmented Reality (AR): KI wird in VR und AR integriert, um interaktive und immersive Erfahrungen zu schaffen, die im Bildungsbereich, bei Spielen und in der Unterhaltung genutzt werden können.
  3. Gesundheitswesen: Bald werden wir alle deutlich partizipieren, wenn KI in der Lage sein wird, Gesundheitsdaten und Messwerte zu analysieren und personalisierte Empfehlungen für die Gesundheit und Wellness zu geben, virtuelle Ärzte und Therapeuten zu unterstützen und Krankheiten frühzeitig zu erkennen.
  4. Bild- und Spracherkennung: Verbesserte Algorithmen werden es ermöglichen, dass Geräte genauer erkennen, was Sie sehen und hören, was zu besseren Benutzererfahrungen in verschiedenen Anwendungen führt.
  5. Automatisierung des Alltags: Nicht zuletzt werden smarte Geräte und Haushaltsroboter durch KI weiter verbessert und können eine Vielzahl von Aufgaben im Haushalt autonom erledigen, wie z. B. Putzen, Kochen und das Management des Energieverbrauchs.

Künstliche Intelligenz bietet auch speziell Autoren von Fiktion und Non-Fiktion eine Vielzahl von Möglichkeiten, die ihren Schreibprozess unterstützen und verbessern können.

  1. Schreibassistenten: Tools wie Grammarly und ProWritingAid nutzen KI, um Grammatik- und Rechtschreibfehler zu erkennen, stilistische Verbesserungen vorzuschlagen und den allgemeinen Schreibstil zu verbessern. Teilweise sind diese schon in verschiedenen Schreibprogrammen enthalten. Ich persönlich nutze ChatGPT, um meine Texte zu lektorieren.
  2. Ideengenerierung und Brainstorming: KI-gesteuerte Tools wie ChatGPT können Autoren helfen, Ideen zu entwickeln, Handlungskonzepte zu erstellen oder alternative Enden für Geschichten zu finden.
  3. Automatische Texterstellung: Plattformen wie OpenAIs GPT können Texte in verschiedenen Stilen und Genres generieren, was Autoren helfen kann, Schreibblockaden zu überwinden oder Inspiration für ihre eigenen Texte zu finden, oder auch Klappentexte und Buchbeschreibungen schreiben zu lassen.
  4. Gliederungen erstellen: Ebenfalls lassen sich mit ChatGPT und anderen KIs sinnvolle Strukturen für ein Buch auf Basis vorhandener Ideen erstellen. So kannst du deine Romanidee gliedern und dir einen Spannungsbogen und Wendungen vorschlagen oder bei einem Sachbuch deine Stoffsammlung in eine logische Reihenfolge bringen lassen.
  5. Vollständigkeit prüfen: Bei nonfiktionalen Werken lässt sich auch gleich mitprüfen, ob deine Sammlung an zu berücksichtigten Punkten vollständig ist und was gegebenenfalls fehlt.
  6. Übersetzungen: KI-gestützte Übersetzungsdienste wie DeepL und Google Translate oder eben auch ChatGPT bieten recht präzise Übersetzungen, die Autoren bei der Veröffentlichung ihrer Werke in mehreren Sprachen unterstützen können. Ich habe zwei Bücher ins Englische und Italienische übersetzen lassen und sie dann von Muttersprachlern prüfen lassen. Insgesamt war das beachtlich gut, aber an einigen Stellen doch nicht wirklich dem gemeinten Sinn entsprechend. Aber trotzdem war es hilfreich, da die beiden Leserinnen mit einigen wenigen Korrekturen die Bücher druckfertig machen konnten und ich mir teure Übersetzer gespart habe.
  7. Recherche und Informationsbeschaffung: KI-Tools können dabei helfen, relevante Informationen und Daten schnell zu finden, was besonders nützlich für das Schreiben von Sachbüchern oder wissenschaftlichen Arbeiten ist. Allerdings sind wir aktuell noch aufgefordert, ALLES, was uns KI hier ausgibt, auf seine Richtigkeit zu prüfen.
  8. Korrektur/Lektorat: Wie oben schon beschrieben, kannst du mit KI deine Texte prüfen und korrigieren lassen.

Aber die zukünftigen Entwicklungen werden sicher noch vieles mehr bringen:

  1. Erweiterte Kreativitätswerkzeuge: Zukünftige KI-Systeme könnten noch stärker bei der Erstellung von Plots, Charakterentwicklungen und Weltaufbau unterstützen, indem sie tiefergehende Analysen und kreative Vorschläge bieten. Wenn man es aktuell versucht, kommen letztlich immer wieder ziemliche Ergebnisse, und die Kontinuität von längeren Texten oder gar Büchern steckt noch in den Kinderschuhen.
  2. Interaktive Storytelling-Plattformen: KI könnte interaktive Geschichten und Erzählungen ermöglichen, bei denen Leser Entscheidungen treffen und den Verlauf der Geschichte beeinflussen können, was neue Formen des Schreibens und Veröffentlichens mit sich bringen könnte. Stell dir vor, du schreibst einen Roman für Kids, die diesen in einer App lesen und sich selbst oder persönliche Erfahrungen an bestimmten Stellen mit ein paar wenigen Stichpunkten in die Handlung einfügen können.
  3. Automatisierte Lektorats- und Editierdienste: Zukünftige KI-Tools könnten umfassendere und noch präzisere Lektoratsdienste anbieten, die nicht nur grammatikalische, sondern auch inhaltliche und strukturelle Verbesserungen vorschlagen – und das vermutlich schon während du schreibst.
  4. Virtuelle Co-Autoren: KI könnte also als Co-Autor fungieren, der in Echtzeit Feedback gibt, Vorschläge macht und sogar Abschnitte des Textes mitschreibt, um den Schreibprozess effizienter zu gestalten.
  5. Emotionale und stilistische Anpassungen: KI-Modelle könnten besser darin werden, den emotionalen Ton und Stil eines Textes anzupassen, um sicherzustellen, dass die beabsichtigte Stimmung und Wirkung beim Leser ankommt.
  6. Leseranalyse: Durch die Analyse von Leserfeedback und -präferenzen könnte KI Autoren helfen, deine Zielgruppe besser zu verstehen und ihre Werke gezielt darauf auszurichten.

Das sind einige der Möglichkeiten, die zeigen, dass KI sowohl die Kreativität als auch die Effizienz von Autoren erheblich steigern kann, indem sie Routineaufgaben übernimmt und kreative Prozesse unterstützt.

Natürlich sind wir auch von der Entwicklung und Einführung von künstlicher Intelligenz Betroffene, wenn wir vorwiegend Low- oder Medium-Content veröffentlichen. Selfpublisher von LCB (z. B. Notizbücher, Planer, Tagebücher, Malbücher) können von KI in vielerlei Hinsicht profitieren – oder werden wir bedroht?  Hier sind einige spezifische Möglichkeiten, wie KI den Selfpublishing-Prozess unterstützen kann:

Gestaltung und Inhaltserstellung

  1. Automatisierte Layouts: KI-Tools wie Canva und Adobe Spark bieten Vorlagen und automatisierte Layout-Optionen, die das Design von Notizbüchern, Planern und anderen Büchern erleichtern. Nichts, was unterschiedliche Anbieter wie etwa Tangent-Templates nicht auch ohne KI machen, aber es verbreitet sich immer mehr.
  2. Inhaltsgenerierung: Für Medium-Content-Bücher kann KI helfen, Inhalte zu generieren, wie z. B. inspirierende Zitate, Schreibanregungen, Stichpunkte für Checklisten oder Themenideen für Malbücher.
  3. Grafikdesign: KI-gestützte Design-Tools wie Leonardo AI, DALL-E, starryAI oder Midjourney können maßgeschneiderte Illustrationen und Grafiken erstellen, die in Tagebüchern oder Planern verwendet werden können – und das schon in den kostenfreien Varianten. Zur Erstellung von Malbüchern ist aktuell die kostenpflichtige Variante von MidJourney weit vorne. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch die anderen Anbieter wirklich klare Ausmalbilder erstellen werden.

Produktion und Veröffentlichung

  1. Formatierung: KI-Tools wie Reedsy und Vellum können dabei helfen, Manuskripte für verschiedene Veröffentlichungsplattformen automatisch zu formatieren, einschließlich der Erstellung von druckfertigen Dateien.
  2. Cover-Design: KI-gestützte Designplattformen können attraktive Buchcover erstellen, die auf den aktuellen Markttrends basieren, was besonders für den Verkaufserfolg wichtig ist.

Marketing und Vertrieb

  1. Keyword-Recherche: Tools wie Publisher Rocket verwenden KI, um die besten Keywords für Amazon KDP und andere Plattformen zu identifizieren, was die Sichtbarkeit und den Verkauf von Büchern verbessern kann.
  2. Marktanalyse: KI-gestützte Analyse-Tools können Markttrends und -lücken identifizieren, wodurch Selfpublisher ihre Produktangebote besser auf die Nachfrage abstimmen können.
  3. Automatisiertes Marketing: Plattformen wie Mailchimp nutzen KI, um gezielte E-Mail-Marketing-Kampagnen zu erstellen und die besten Zeiten und Inhalte für das Engagement der Leser zu identifizieren.

Kundeninteraktion und Feedback

  1. Chatbots und Kundensupport: KI-gesteuerte Chatbots können auf Websites integriert werden, um Kundenfragen zu beantworten und Support zu bieten, was die Zufriedenheit und Bindung der Leser erhöht.
  2. Feedback-Analyse: KI-Tools können Kundenbewertungen und -kommentare analysieren, um wertvolle Einblicke in die Stärken und Schwächen der veröffentlichten Bücher zu gewinnen und zukünftige Projekte entsprechend zu verbessern.

Du siehst, es gibt bereits sehr viele Anwendungen. Es ist verständlich, dass jemand, der eine dieser Anwendungen als hauptsächliches oder gar ausschließliches Geschäftsfeld nutzt, sich zunächst bedroht fühlt. Aber wie schon erwähnt, ist das die Evolution, die auch vor dem Business nicht Halt macht. Also gilt es, die Chancen zu erkennen und zu nutzen, statt sich in Jammern zu ergehen.

Vielleicht liegt die individuelle Lösung ja in den vermutlichen künftigen Anwendungen. Wie bei allem werden die ersten Nutzer zumindest für eine gewisse Zeit einen Vorsprung vor der Masse haben.

Zukunftsaussichten

  1. Personalisierte Bücher: In der Zukunft könnte KI die Erstellung von personalisierten Büchern ermöglichen, die auf individuellen Vorlieben und Anforderungen der Leser basieren.
  2. Interaktive Inhalte: KI kann die Erstellung interaktiver und dynamischer Inhalte in digitalen Büchern fördern, die ein ansprechenderes und immersiveres Leseerlebnis bieten.
  3. Erweiterte Analyse-Tools: Verbesserte KI-Analyse-Tools könnten detailliertere Einblicke in Verkaufsdaten, Leserpräferenzen und Markttrends liefern, was SelfPublishern hilft, strategischere Entscheidungen zu treffen.

Die Integration von KI in den Selfpublishing-Prozess kann sowohl die Effizienz als auch die Kreativität steigern, indem sie repetitive Aufgaben automatisiert und neue Möglichkeiten für innovative Buchprojekte eröffnet. KI kann aber auch Chancen für ein komplett neues Geschäftsfeld bieten. Warum nicht selbst oder mit einem Partner eine App entwickeln, die auf Kinder-Tablets die Individualisierung von Kinderbüchern ermöglicht – und gleich die entsprechenden Bücher mit verkaufen?

Oder nehmen wir ganz allgemein die aktuelle Entwicklung bei ChatGPT. Neu gibt es jetzt ein gewisses Maß an Bildanalyse – und es ist anzunehmen, dass Video bald kommt. Die Bildanalyse allein bietet künftig eine Fülle von Möglichkeiten – Modelle werden trainiert, um alles zu tun, von der Erkennung von Krankheiten bei Menschen, Tieren und Pflanzen bis hin zur Überprüfung der Integrität eines Gebäudes.

Und Videoanalyse? Die Möglichkeiten sind verrückt – auch wenn sie uns als SelfPublisher nicht betreffen. Zum Beispiel, wenn man dies auf das Filmmaterial einer Ring-Türklingel anwendet, kann man ein Protokoll von allen erstellen, die vorbeikommen – nicht nur die, die klingeln. Also könnte man es so einstellen, dass es dich benachrichtigt, wenn ein Paketbote, der an seiner Kleidung erkannt wird, ohne zu klingeln etwas vor der Tür ablegt. Man könnte es so einstellen, dass es dich benachrichtigt, wenn deine Katze vor der Tür steht und rein will. Wenn man eine Kamera im Garten hätte und ein KI-Modell trainiert, könnte man ein Naturbeobachtungstool erstellen, das Vögel und Tierbesucher im Garten verfolgt. Probleme wie Einzelhandelssicherheit könnten gelöst werden, wenn man KI trainiert, das Verhalten eines Ladendiebs zu erkennen.

Die möglichen Anwendungen sind endlos. Es gibt SO viel Raum für gute Ideen. Zum Beispiel: Wie wäre es mit einer Kamera im Haus von älteren Menschen, die auf deren Wohlbefinden achtet? Oder ein Tool, das einen Sport-Videoclip analysiert und Verbesserungsvorschläge macht (Tennisschlag, Workout-Übungen, Golfschwung, Yogaposition etc.). Oder eine Wettbewerbsanalyse auf Basis öffentlicher Aufnahmen, bei der man beobachtet, wie viele Menschen jeden Tag in ein Restaurant gehen und welche Einkäufe sie dort tätigen. Wenn man an all die potenziellen Anwendungen denkt – Schulen, Krankenhäuser, Industrie, Freizeit, überall. Die Chancen, die uns die KI bietet, sind wirklich endlos. Auch wenn uns dabei Vieles an 1984 erinnert. Aber wie gesagt: Ändern können wir es nicht – aber sich ergebenden Chancen bestmöglich nutzen. Und wenn es an Geld fehlt? Es gibt viele Business-Angel /Investoren, die derzeit nach Ideen und Unternehmern in diesem Bereich suchen.

Seien wir ehrlich: Die Kommentarspalten im Internet sind voll von Menschen, die die Schuld für ihre wirtschaftliche Situation – vor allem im Alter – bei anderen Menschen oder der Regierung suchen. Kaum jemand schaut in den Spiegel und gibt zu, dass es Lethargie oder Faulheit waren, die ihm eine andere Gegenwart verwehrten. Bei uns im Viertel gibt es einen sehr freundlichen Flaschensammler – für viele der Inbegriff, dass die Regierungen versagt haben. Ich habe vor einigen Wochen meinen Mut zusammengenommen und ihn angesprochen, ob ich, ohne ihm zu nahe treten zu wollen, fragen dürfte, wie es so weit gekommen ist. Die Antwort hat mich ziemlich überrascht. Er meinte, dass er rückblickend einfach immer nur zufrieden war mit dem, was er ohne weitere Anstrengung hatte, und nie wirklich über das Alter nachgedacht hat. Dann kam noch eine teure Trennung hinzu, und hier ist er nun. Keine Schuldzuweisung, sondern Akzeptanz. Wollen wir also wirklich irgendwann zu denen gehören, die Jammern, dass die Regierung KI nicht verhindert hat? Die Zukunft ist absolut positiv, wenn man sie richtig betrachtet.

Zurück zu uns als SelfPublisher.

Es sind einige Punkte in meinen bisherigen Ausführungen enthalten, die die Krux an der Sache deutlich machen. Wäre ich begabter Zeichner und hätte ein gutes Auskommen mit Ausmalbüchern, würde ich mich zwar ärgern, aber mir vor allem Gedanken machen, wie ich vielleicht mehr oder bessere Bücher mit Hilfe von KI produzieren könnte – oder welche zusätzlichen Türen sich öffnen. Wäre ich Korrektor/Lektor und mein Geschäftsmodell würde in erster Linie auf die Überarbeitung von Rechtschreibung, Grammatik und Interpunktion der Werke von SelfPublishern aufbauen, könnte es sein, dass ich zunächst Schnappatmung bekäme. Auf den ersten Blick ist eine gewisse Angst vor künstlicher Intelligenz sicher nachvollziehbar, vor allem für Menschen, die keinen Draht zu Computerarbeit haben. Ich persönlich würde mir zunächst Gedanken machen, wie mir die Entwicklung in der täglichen Arbeit helfen kann. Wie ich dadurch Zeit gewinne, die ich zur Entwicklung neuer, auf meinen Möglichkeiten und denen von KI basierenden Geschäftsmodelle nutzen kann. Du siehst: Wir können KI als Bedrohung und unter Verlustängsten betrachten oder als Chance, deren Ursache wir sowieso nicht ändern können.

Gerüchte

Um das Thema abzurunden und eine weitere Angst, die vor einer KDP-Kontosperrung wegen KI, aufzugreifen, noch einige Gedanken zu dem, was man so hört oder sieht.

Zunächst eine allgemeine Bemerkung. Angstmacherei im Zusammenhang mit KDP ist ein Thema, seit es die Möglichkeit gibt, Bücher im Eigenverlag zu veröffentlichen. Seit es immer mehr der genannten Hilfen durch künstliche Intelligenz gibt, verachten ‚traditionelle‘ Autoren AI-generierte Bücher. Noch extremer ist es bei denen, die Bücher mit niedrigem oder mittlerem Inhalt produzieren. Hier kommt die oben genannte Angst vor künstlicher Intelligenz recht oft in der Form zum Vorschein, dass anderen SelfPublishern, die KI nutzen, Angst gemacht werden soll. Sie machen auf allen Kanälen die Art von Inhalten, die Sie nicht mögen, für Kontosperrungen verantwortlich, obwohl in Wirklichkeit immer ein Verstoß gegen die Richtlinien der Grund für eine Kündigung ist.

Seit den Anfängen von KDP warnen vor allem sensationslüsterne YouTuber davor, dass Amazon bald gegen LCB vorgehen wird. In der Zwischenzeit sind sieben oder acht Jahre ins Land gegangen, in denen Hunderdtausende Low-Content-Bücher veröffentlicht wurden, ohne dass das eingetreten wäre. Das Gleiche gibt es seit etwa 1,5 Jahren über KI und mit Hilfe von KI produzierte Bücher zu hören. Was ist tatsächlich bei KDP passiert? Es gibt Kontrollkästchen für Low-Content-Inhalt und welche für KI-Inhalt/Unterstützung. Amazon hat also erkannt und akzeptiert, dass diese Bücher existieren, und Systeme eingerichtet, um mit ihnen zu arbeiten. Als Konsequenz benötigen Bücher mit geringem Inhalt keine ISBN mehr. Amazon hat daran gearbeitet, diese Arten von Büchern zu integrieren.

Wenn Amazon keinen niedrigen oder KI-Inhalt haben wollte, hätten sie diesen einfach verboten, oder?

Immer wenn ein Gerücht über Kontolöschungen wegen früher Low-Content (jetzt KI), in einem YouTube-Video oder anderswo erscheint, stellt sich bisher schließlich heraus, dass das Konto/der SelfPublisher gegen eine Richtlinie verstoßen hat, wie z. B. wiederholtes Keyword-Stuffing, Marken- oder Urheberrechtsverletzung oder verbotene Inhalte.

Ich bin in sehr vielen Facebook-Gruppen mit vielen KDP-Nutzern und kann nur meine Meinung wiedergeben – und die vieler, die noch tiefer in der Materie stecken.

Was hat es aus meiner Sicht mit den Gerüchten auf sich?

Gerücht: Amazon verlangt jetzt (oder eigentlich schon immer), dass Untertitel zusammen mit Titeln auf den Umschlägen oder dem Rücken der Bücher gedruckt werden.

Meine Meinung: Da bin ich zumindest skeptisch. Nach meinem Verständnis scheint das nicht in Amazons Metadaten-Richtlinie zu stehen.

Seit ich Bücher veröffentliche, haben sie diese Untertitel. Und die stehen nicht auf den Umschlägen, zumindest nicht komplett. Und wie gesagt sehe ich auch nichts in den Richtlinien, das besagt, dass sie auf den Umschlägen stehen müssten. Sicher könnte man den Teil, der besagt, dass Untertitel denselben Richtlinien wie Titel folgen müssen, so auslegen, dass sie auf dem Umschlag stehen müssen. Aber ich denke nicht, dass das der Fall ist – sonst würden die Bücher von Anfang an, wie bei Abweichungen des Titels in der Titelzeile von dem auf dem Buch, abgelehnt werden. Außerdem wären die allermeisten Untertitel zu lang, um zusammen mit einem Titel auf den Buchrücken zu passen.

Mir sind aber Dutzende von Fällen begegnet, in denen Leute wegen Keyword-Stuffing in Untertiteln und Schlüsselwörtern gekündigt wurden. Keyword-Stuffing bedeutet, Wörter zu wiederholen oder eine Liste von spammigen, extravaganten Wörtern im Untertitel zu verwenden. Zum Beispiel:

Drachen-Ausmalbuch: Ausmalbuch mit Drachenmotiven für Erwachsene, Kinder und Teens. Drachenmalbuch

Man glaubt es nicht, aber solche Untertitel sind tatsächlich zu finden. Bitte mach das nicht. Meine Einschätzung ist, dass, wenn Leute Probleme im Zusammenhang mit Untertiteln hatten, es in der Regel wegen Keyword-Stuffing war. Die Art und Weise, wie Amazon seine Richtlinien durchsetzt, schwankt von Zeit zu Zeit. So sind durchaus viele Bücher online, die nicht den Richtlinien entsprechen. So kann es aber auch durchaus sein, dass Amazon irgendwann auf die Idee kommt, das mit den Untertiteln doch anders auszulegen. Also, nichts Genaues weiß man nicht.

Gerücht: Konten werden wegen KI-Inhalten gesperrt.

Meine Meinung: Ich habe weiter oben schon einiges darüber geschrieben. Soweit ich es beurteilen kann, wurde niemandem wegen mit KI erstellten Inhalten oder Covern das Konto gelöscht. In verschiedenen Gruppen gibt es Hunderte von Leuten, die Malbücher in unterschiedlichsten Nischen veröffentlichen, deren Inhalte mit Midjourney, Leonardo, StarryAI oder anderen künstlichen Intelligenzen erstellt wurden. Und das alles ohne Probleme. Wenn Amazon tatsächlich Nutzer wegen der Nutzung von KI sperren würde, könnte man das in diesen Gruppen sofort lesen.

Wenn man zudem darüber nachdenkt, dass Amazon selbst generative AI entwickelt und 4 Milliarden Dollar in Anthropic investiert hat, werden meine Thesen umso wahrscheinlicher. 

Amazon ist kein Literaturkritiker oder Verlag und romantisiert Bücher nicht. Amazon ist ein Unternehmen, dessen Zweck es ist, Geld zu verdienen – auch mit Büchern – und es ist relativ egal, wie diese entstanden sind, so lange sie den Richtlinien entsprechen. Amazon hat sich auch entsprechend geäußert, dass Sie beabsichtigen, generative KI in jeder Abteilung umfassend zu nutzen. Die Vermutung liegt also nahe: Nimmt man solche Aussagen und das Investment zusammen, dass sie nach mehr Möglichkeiten suchen, KI in KDP zu integrieren. Deshalb sammeln sie vermutlich auch Daten und wollen wissen, welche KI-Tools du verwendet hast. Meine Einschätzung ist, dass weiter oben erwähnte Zukunftsentwicklungen wie personalisierte Bücher usw. mit hoher Wahrscheinlichkeit von Amazon auf den Markt gebracht werden.

Unabhängig von all dem, was ich geschrieben habe, solltest du aber folgende Punkte unbedingt bei der Verwendung von künstlicher Intelligenz beachten: Ganz unabhängig davon, welche Art von Büchern du erstellst und veröffentlichst, sind dies die Bereiche, in denen ich die meisten möglichen Probleme sehe.

  1. Qualität:Wenn du KI-Kunst verwendest, mach es bitte gut. Verwende ein vernünftiges Werkzeug wie Midjourney, Leonardo, StarryAI oder vielleicht Stable Diffusion. Überprüfe alle Bilder, ob sie natürlichen Bildern insofern entsprechen, dass es keine zusätzlichen Finger oder gar Arme usw. gibt. Gleiches gilt für Textinhalte: Prompte gut und bearbeiten alle erhaltenen Inhalte, damit sie genau, interessant und lesbar sind. Strebe dabei einen konsistenten Stil an, stelle sicher, dass deine Bücher Sinn ergeben und dass der Inhalt der Buchbeschreibung entspricht.
  2. Ehrlichkeit: Sei ehrlich, wenn du die AI-Erklärungskästchen ausfüllst. Es gibt keine Nachteile für die Deklaration deiner Bücher als KI-generiert. Viel höher ist die Chance, dass Amazon irgendwann in der Zukunft auf falsche Angaben reagiert – und zumindest aktuell lässt sich immer feststellen, an KI beteiligt war oder nicht.
  3. Rechteverletzung: Verletze niemals Marken oder Urheberrechte. Sei besonders vorsichtig damit – lieber einmal auf etwas verzichten, als hier einen Fehler zu machen. Amazon findet nicht lustig, wenn etwas nahe an beliebtem geistigem Eigentum liegt. Selbst Worte aus dem Wörterbuch wie „Frozen“ können ein Problem werden, wenn dein Buch etwas mit Prinzessinnen zu tun hat.
  4. Gleiche Texte wie Andere: Sei klug mit Textinhalten. Also zum Beispiel keine Wikipedia-Artikel wörtlich wiedergeben – das haben sicher schon andere KDPler versucht. Und lass die Finder von PLR-Textinhalten. Es gibt zum Beispiel Hunderte verschiedene Autoren, die identische Bücher mit Cocktail-Rezepten veröffentlichen und sie für 5 Dollar auf einer Website gekauft haben. Wenn du versuchst, Texte aus Wikipedia oder anderen Websites oder PLR unverändert in Büchern zu verwenden, wirst du mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Problem bekommen. Das gilt natürlich nicht für Low-Content wie Notenblätter, leere Comicbuchseiten etc., sondern für vor allem längere Artikel und Textpassagen.
  5. Tricks: Versuche nicht, irgendwelche Regeln zu Bewertungen, Schlüsselwörtern oder anderen zu umgehen. Jeder, auch solche in einigen YouTube-Videos gepriesene ‚Trick‘, um mehr Aufrufe oder Verkäufe zu bekommen, endet wahrscheinlich im Desaster.
  6. Falsche Tatsachenbehauptungen: Sei sehr vorsichtig bei kontroversen Inhalten. Behaupte zum Beispiel niemals Arzt zu sein, Krebs heilen zu können, oder fördere/fordere Gewalt, Aufstände oder Ähnliches.

Halte dich einfach an die Regeln und du kannst ruhig schlafen. Bitte lasse dich nicht unnötig stressen oder durch Angst davon abhalten, Bücher zu erstellen. Veröffentliche weiterhin, egal ob mit oder ohne KI.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert